06 Dez N°05 Wissen wo es hingeht
Hat nicht jeder von uns schon einmal darüber nachgedacht, Geld für einen wohltätigen Zweck zu spenden? Mir jedenfalls schwirrte dieser Gedanke schon häufiger durch den Kopf. Jedoch scheiterte das Vorhaben bereits bei der Frage, welche Organisation ich unterstützen möchte. Und so verschwand der Gedanke zu spenden immer wieder im Alltagstrubel.
Das änderte sich als ich 2016 für das Masterstudium nach Mainz gezogen bin. Dort lernte ich Julian und Kerstin kennen, die ich heute zu meinen engsten Freunden zählen darf. Beide haben die wunderbare Eigenschaft nicht nur große Sprüche zu klopfen, sondern auch Worte in Taten umzusetzen. Eine dieser Taten ist Smiles Africa Charity, ein Spendenverein zur Finanzierung von Bildungsstipendien sowie der Unterstützung und Betreuung sozial orientierter Projekte und Programme in Nairobi, Kenia. Aufgrund unserer Freundschaft hatte ich stets tiefe Einblicke in die Vereinsarbeit. Durch diesen persönlichen Bezug wusste ich nun endlich, welche Organisation ich unterstützen möchte. Von da an dauerte es nicht mehr lange und ich wurde vom Spender zum aktiven Vereinsmitglied. Dazu überzeugte mich nicht nur meine persönliche Nähe zum Verein, sondern auch dessen Entstehung und Grundsätze.
Die Idee für den Verein ist entstanden, nachdem Julian 2015 in Begleitung von seiner Freundin Rahel als Volunteer in einem Slum-Radio von Korogocho, dem drittgrößten Slum Nairobis arbeitete. Vor Ort engagierten sich die Beiden außerdem bei einem Children Rescue Center. Dieses hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder aufzulesen, die eigentlich in der Schule sein müssten. Aus sozialen und finanziellen Gründen müssen sie stattdessen auf einer riesigen Müllkippe arbeiten. Diese blanke Konfrontation mit der Armut der Kinder formte in ihnen den Willen, etwas zu verändern. Nach reiflicher Überlegung und in Zusammenarbeit mit Peter – er selbst ist in Korogocho geboren und aufgewachsen und ist für eine Vielzahl sozialer Projekte verantwortlich – und seiner Frau Monica entstand letztendlich die Idee für Smiles Africa Charity. Zurück in Deutschland wurde aus der Idee Realität. Zusammen mit Kerstin und einer Handvoll weiterer Freunde wurde der Verein gegründet.
Mittlerweile können wir mit gesammelten Spenden 16 Kindern eine schulische Ausbildung ermöglichen. Unsere Stipendiaten werden dabei bis zum Abschluss ihres Bildungsweges unterstützt. Das bedeutet im besten Fall, dass wir unsere Stipendiaten auch noch nach ihrem Schulabschluss durch die Finanzierung eines Studiums unterstützen. Daneben haben wir ein Mentorship-Programm auf die Beine gestellt. Hier sorgen wir dafür, dass unsere Stipendiaten über das ganze Jahr hinweg unterstützt und betreut werden. Dazu trifft sich unser kenianisches Team einmal die Woche mit unseren 16 Stipendiaten und 29 weiteren Kindern. Im Rahmen des Programms werden unterschiedliche Themen aus dem Umfeld der Kinder und Jugendlichen behandelt, aber auch deren individuellen Berufswünschen vertieft und sie in ihren Zukunftsvisionen gestärkt. Durch den Zugang zu lebensverändernder Bildung, verfolgen wir das Ziel, die Initiative innerhalb der Gesellschaft zu fördern und damit eine nachhaltige Veränderung von innen heraus zu unterstützen.
Sicherlich stehen wir mit unserem Verein noch in den Kinderschuhen. Dennoch hat mich die Tatsache, dass Studenten und junge Berufstätige solch eine Leistung erbracht haben nicht nur begeistert, sondern vor allem auch motiviert. Ich wollte keine Ausreden mehr suchen, warum und weshalb ich bisher nicht gespendet habe. Ich wollte endlich meinen Beitrag für eine bessere Welt leisten, in der jeder die gleichen Chancen hat. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist.
Yannic
Erschienen auf www.fuessenaktuell.de