06 Jun N°02 Von der Idee zum Herzensprojekt
Vor etwa vier Jahren lernte ich Julian kennen. Das war zu Beginn meines Studiums. Dass er fortan zu einem stetigen Wegbegleiter werden würde, hätte ich damals wohl nicht gedacht. Wir sind gemeinsam ins Ausland gegangen. Haben eine eigene Agentur gegründet. Dinge, die ich mir vorher so nie hätte vorstellen können und zu denen mir auch einfach der Antrieb fehlte. Dann kam er mit dieser neuen Idee.
Als Julian und Rahel aus Nairobi wiederkamen, ging ihnen diese eine Vorstellung nicht mehr aus dem Kopf. Sie wollten einen eigenen Verein gründen, mit dessen Hilfe Bildungsstipendien in Kenia finanziert werden. Um dieses Projekt zu realisieren, bedarf es natürlich mehr als nur der Willenskraft der beiden. So kam Julian mit der Idee auch auf mich zu. Zunächst war ich skeptisch, aber auch ziemlich neugierig. Sagte Ja, obwohl mir gar nicht richtig bewusst war, wessen ich da gerade meine Zustimmung gegeben hatte.
Aber haben wir nicht alle schon einmal darüber nachgedacht Geld für einen wohltätigen Zweck zu spenden? Mir gingen jedenfalls schon häufiger solche Gedanken durch den Kopf. Aber wohin spenden? Welche Organisation unterstützen? Wenn einem der persönliche Bezug fehlt, ist das gar nicht so einfach. Und so ging diese Idee leider in der Flut des Alltags unter. Doch dann war die Möglichkeit auf einmal ganz nah. Ein Projekt, zu dem ich durch Julian einen persönlichen Berührungspunkt hatte und mich somit weiter damit beschäftigte. Mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen aus Kenia im Gepäck hatten Julian und Rahel mich schnell mit ihrem Elan angesteckt. Und neben mir wohl auch die anderen.
Auf einmal saßen wir da, gemeinsam versammelt in einem Wohnzimmer in Worms. Aus einer groben Idee wurden konkrete Ziele und Aufgaben, die wir schriftlich festhielten. Und ehe ich mich versah, war ich als stellvertretende Vorsitzende gewählt. Ja, so schnell kann es gehen. Seitdem gebe ich mein Bestes. Versuche unser Projekt, unsere Ziele und Visionen bestmöglich anderen nahezulegen. Das ist allerdings nicht immer ganz einfach. Nie war ich selbst vor Ort in Kenia gewesen. Habe nie die Kinder und deren Umgebung kennenlernen dürfen. War noch nie in Afrika, geschweige denn in einem Slum. Gespannt blicke ich daher in die Zukunft. Ende des Jahres wollen wir gemeinsam nach Kenia fliegen und ich bin neugierig darauf, was uns dort erwartet.
Ich möchte mich nicht als jemanden darstellen, der einfach etwas „Gutes“ tun möchte. Um das eigene Gewissen zu befriedigen oder sich deswegen als ein besserer Mensch zu fühlen. Ich bin einfach nur glücklich darüber, Teil dieses Projektes zu sein. Anderen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, die für uns so selbstverständlich ist. Zu sehen, wie einfach, aber auch schwer es sein kann, die Unterstützung und Begeisterung anderer zu gewinnen. Bin froh darüber, mein Geld nicht einer anonymen Organisation zu spenden, sondern ganz nah dabei zu sein. Zu sehen, wo das Geld hinfließt. Ganz bald unsere Stipendiaten persönlich kennenzulernen. Einen Einblick in deren Welt zu erhalten. Und dadurch ganz viel über das Leben zu lernen.
Kerstin